Warum «Dampf ablassen» nicht hilft

Weil wir uns damit in die Emotion hineinsteigern

Es ist ein Irrglaube, dass «sich ausheulen» oder beispielsweise auch «die Wut rauslassen» dazu verhilft, besser mit der eigenen Gefühlslage klarzukommen.

Die Forschung hat schon lange (mehr als vierzig Jahren) mit kontrollierten Studien bestätigen können, dass diese Wut- oder Tränenanfälle der betroffenen Person mehr schaden als nützen. So wird die Wut gesteigert oder die Person wird noch mehr in die Depression hineingetrieben. Der Grund dafür ist es, dass unser Körper/unser Gehirn in ihrer Funktion nicht mit einem Dampfkessel verglichen werden kann. Bei einem Dampfkessel staut sich nämlich der Druck und kann und muss dann schliesslich abgelassen werden.

Unser Gehirn ist aber viel komplexer und lässt sich nicht mit einem Dampfkessel vergleichen.

Es ist jedoch unbestritten, dass es nützlich ist, seine Gefühlslage mit anderen zu teilen und sich anderen Menschen anzuvertrauen. Sich aber dabei in einen Ausbruch von negativen Emotionen hineinzusteigern, nützt wenig und ist gar schädlich.

Eine weitere Strategie, die nützlicher ist als das Hineinsteigern in eine Emotion, ist die Kontrolle über die eigenen Gefühle zu haben. Das bedeutet nicht, dass diese unterdrückt werden sollen. Wir brauchen negative Gefühle, damit wir glücklich sein können. Viel mehr ist damit gemeint, dass die in sich aufkommenden Gefühle aufmerksam wahrgenommen werden. Alleine dadurch, dass die eigene Aufmerksamkeit darauf gerichtet wird, distanziert man sich ein wenig davon. Meditationen und Aufmerksamkeitsübungen helfen einem dabei, sich diese Fähigkeiten anzueignen.

 

Quelle

Klein, S. (2014). Die Glücksformel. oder Wie die guten Gefühle entstehen. Frankfurt am Main: S. Fischer.

S. 70-72

 

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